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"Lindau ist schwarz, dunkel und hässlich"

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Lindau soll leuchten. Und zwar nicht hell und grell wie ein Weihnachtsbaum. Vielmehr soll anders positioniertes Licht, als es heute von den Straßen- und Häuserlaternen herabstrahlt, die volle Schönheit der Insel auch nachts zur Geltung bringen. Auf seiner Mitgliederversammlung hat sich Prolindau ganz klar hinter dieses städtische Projekt gestellt, das momentan noch in der Entwicklung steckt.

"Wir haben Aufbruchstimmung in Lindau", freute sich Karl Nitsche angesichts der Großprojekte, dank derer die Stadt in den nächsten fünf Jahren ihr Aussehen verändern wird. "Und wir alle sind Teil dieses Prozesses." Eines Prozesses, den der im Januar gewählte Vorsitzende von Prolindau als Chance für Lindau begreift, sich unter den anderen Städten im Umkreis zu "positionieren".

Zu einem Teil dieses Prozesses gehört das Lichtkonzept, für das die Stadt bereits Lichtberater Dieter Bartenbach aus Innsbruck beauftragt hat. Laut Nitsche wird der Stadtrat darüber in zwei bis drei Monaten entscheiden. Nun präsentierte Bartenbach den Mitgliedern von Prolindau sein Konzept. Was am Ende seiner Ist-Analyse herauskam, erstaunte selbst die überzeugtesten Lindauer unter den rund 20 anwesenden Mitgliedern. Unterm Strich traf es in etwa das, was Nitsche zuvor über das nächtliche Lindau gesagt hatte: "Die Stadt ist schwarz, dunkel und hässlich."

Dabei sei das Problem nicht, dass Lindau zu wenig Licht hat. Sondern dass dieses Licht falsch eingesetzt sei. Das machen laut Bartenbach 90 Prozent der anderen Städte auch falsch. Statt Räume zu schaffen, werden nur Bodenflächen beleuchtet. Diese "diffuse Beleuchtung" erzeuge eine "Schmuddelatmosphäre" mit Ecken, Straßen und Gebäuden, die in der Dunkelheit versinken. Als Beispiele zeigte er Fotos der Maximilianstraße, der Cramergasse und der Ludwigsstraße zu unterschiedlichen Zeiten: Während tagsüber die Schönheit der Straßen zur Geltung kommt, dominieren abends die grellen Schaufenster- und Straßenbeleuchtungen das Bild. Die Straßenmitte und die Gebäuden allerdings bleiben dunkel. Wenn nachts die Schaufensterbeleuchtung ausgeschaltet ist, "sieht man nur noch die Leuchten. Alles andere ist zappenduster. Da braucht’s dann Mut, um weiterzugehen."

Der Marktplatz sei ein "Dunkelheitshöhepunkt"

Abhilfe schaffe hier "mehr Licht auf die Fassaden". So entstehe Raum. Ganz schlimm sei es am Marktplatz, den Bartenbach als "Dunkelheitshöhepunkt" bezeichnete. Und am Hafen sehe es trotz Lichterketten und Fassadenbeleuchtung nicht besser aus. Die Glühbirnenflut beleuchte lediglich Umrisse, der Mangturm sei nur bis unters Dach und Löwe und Leuchtturm zwar vom Hafen aus, nicht aber vom See her zu sehen. Zusätzlich machte er anhand Vor- und Nachherbilder begreifbar, wie Licht das Bild einer Stadt positiv verändern kann. Mehr Licht bedeute aber nicht höherer Energieverbrauch. "Wenn man gescheit beleuchtet, kann man 60 Prozent Energie sparen und 50 Prozent Leuchten", versicherte er. Ein Lichtkonzept für Lindau könne "spielend und ruckizucki" umgesetzt werden.

Der Stadtrat muss das Konzept erst noch beschließen. Da die Umsetzung zu teuer ist, sei geplant, die Hausbesitzer mit ins Boot zu holen. Als Anreiz werde die Stadt daher erst einmal einen Platz ins rechte Licht rücken, "damit Sie sagen, das will ich auch haben", erklärte Nitsche den Geschäfts- und Gebäudeinhabern. "Mit 1000 bis 2000 Euro für jeden ist das alles erledigt", sagte Bartenbach. Nitsche betonte: "Wenn Lindau die Chance hätte zu strahlen, wäre es eine große Chance weiter voranzukommen."


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