Für andere Menschen da sein bis zum Schluss – für Carmen Lison und Heidi Wekenmann wie für viele andere ist das einer der Gründe, warum sie sich ehrenamtlich in der Hospizgruppe Ehingen engagieren. Carmen Lison ist erst seit etwas mehr als einem Jahr dabei, Heidi Wekenmann seit 1997. Beide erzählen von ihren Erfahrungen mit dem Tod.
Eigentlich hätte Carmen Lison eine ältere Dame im Seniorenheim während ihrer Ausbildung zur Sterbebegleiterin nur zwölf Mal besuchen sollen. Doch nach den "Pflichtbesuchen" einfach nicht mehr hinzugehen, kam für die Ehingerin nicht in Frage. "Ich habe die Frau dann bis zu ihrem Tod regelmäßig besucht", erzählt sie. Schon als Kind habe sie sich oft mit dem Tod beschäftigt, sich Gedanken gemacht, was wohl danach komme. "Ich will beim Sterben mal nicht alleine sein. Ich wäre froh, wenn dann jemand da ist und gebe jetzt, was ich später für mich einfordern will", beschreibt sie ihren Antrieb.
Fester Glaube an das Leben nach dem Tod
Die Dame im Altersheim, erzählt Carmen Lison, sei älter als 90 Jahre alt geworden. Lange und oft hatten sich die beiden Frauen während der Besuche unterhalten. Irgendwann sprach die Seniorin immer weniger. "Sie glaubte fest an ein Leben nach dem Tod und hat immer häufiger gesagt, dass es jetzt Zeit wäre", erinnert sich Carmen Lison. Als dann der Anruf des Seniorenheims kam, dass die Dame gestorben sei, da war Carmen Lison auch nicht traurig. "Ich bin hingefahren und habe mich von ihr verabschiedet."
Nicht immer verlaufe alles so schön, ergänzt Heidi Wekenmann. Sie hat seit 1997 auch einige Fälle begleitet, die ihr lange nachgegangen sind, oft habe die Chemie zwischen ihr und dem Patienten gestimmt und die Leute seien ihr ans Herz gewachsen. Früher saß sie nachts bis zu 8,5 Stunden an den Betten der Kranken. "Manchmal ist es, als würde einen der Tod auch kurz berühren, wenn jemand geht."
Kommt der Anruf von Einsatzleiterin Ute Häußler, fragt Heidi Wekenmann immer zuerst die Eckdaten ab. Sie will dann wissen, ob der Betroffene gläubig ist oder wie der aktuelle Zustand ist. Dann kann sie sich ein bisschen darauf vorbereiten, was sie vor Ort erwartet. "Manchmal singe und bete ich mit den Leuten. Manchmal reicht es, einfach da zu sein." Bekommt sie das Gefühl, dass es nicht mehr lange geht, verständigt sie die Angehörigen. Bei den Begleitungen sei es wichtig, sich selbst zurücknehmen zu können. "Man muss merken, was der Patient braucht."
Holzkreuz und Gebetbuch in der Tasche
Beide Sterbebegleiterinnen sind gläubig. Sie haben stets ein Holzkreuz und ein Gebetbuch in der Tasche, beides kommt während der Begleitungen zum Einsatz, wenn die Patienten dies wünschen. "Erst durch das Ehrenamt habe ich so richtig zu meinem Glauben gefunden", sagt Carmen Lison.
Um die Erfahrungen und Eindrücke bei den Patienten zu verarbeiten, führt Carmen Lison eine Art Tagebuch. "Darin schreibe ich mir alles, was ich erlebt habe, von der Seele." Zudem gibt es für die Ehrenamtlichen eine Art Supervision, bei der sie über das sprechen können, was sie beschäftigt und Gruppenabende mit den anderen Sterbebegleitern. "Diese Aufgabe gibt einem viel, sie kostet aber auch Kraft", sagt Heidi Wekenmann.