Im Lauf der nächsten Woche wird die Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in der ehemaligen Gardinenfabrik im Kapellenweg belegt. 40 Personen sollen in den ehemaligen Betriebsräumen und im angebauten Wohnhaus unterkommen. Das teilte Robert Schwarz, Sprecher des Landratsamtes, auf Anfrage mit. Der Einspruch von Anwohnern, die eine Flüchtlingsunterkunft in ihrer Nachbarschaft nicht für gebietsverträglich halten, ist von der zuständigen Baurechtsbehörde der Stadt Friedrichshafen und vom Verwaltungsgericht abgewiesen worden.
Das ehemalige Fabrikgebäude mit dem angebauten Wohnhaus des Betriebsleiters liegt zentral in einer bevorzugten Wohngegend, nicht weit von der Michaelskapelle, die der Straße ihren Namen gab. Gegenüber gibt es Ferienwohnungen mit Seeblick, Büros und Wohnbebauung. Rewe ist in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen. Immenstaader Gastlichkeit haben die künftigen Bewohner ständig im Blick: Tomi’s Bistro - "Die junge Kneipe für jedes Alter" grenzt unmittelbar an. Zweifel über die Nationalität ihres Wohnorts können nicht aufkommen. Eine Deutschlandfahne weht neben einem Carport auf der Grundstücksgrenze zur Gemeinschaftsunterkunft.
Die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft im Kapellenweg werden aus den so genannten LEA, den Landeserstaufnahmeeinrichtungen, zugewiesen. Dort wurden sie registriert und haben einen Asylantrag gestellt. Vermutlich werden es Familien und Einzelpersonen aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan sein, teilt das Landratsamt mit. Aber auch andere Staatsangehörigkeiten seien möglich. Menschen aus dem Balkan werden derzeit nicht mehr zugewiesen, teilt der Sprecher des Landrats mit.
Die Bewohner sind in Mehrbettzimmern (vier bis sechs Personen) untergebracht. Jedem stehen 4,5 Quadratmeter Wohnfläche zu. Es gibt Gemeinschaftsküchen und Gemeinschaftssanitärbereiche. Die Betreuung wird professionell vom Landratsamt (Heimleitung und Hauswirtschaft) und vom Deutschen Roten Kreuz (Sozialbetreuung) gewährleistet. Die Mitarbeiter seien mehrmals in der Woche vor Ort. Ehrenamtliche stehen nach Auskunft von Franziska Labuske, die im Rathaus den Helferkreis koordiniert, parat. Nach der Informationsveranstaltung im Oktober mit mehr als 100 Teilnehmern haben sich die Gruppen "Patenschaften" und "Starthilfe" zusammengefunden. Neben einer Grundorientierung in der Gemeinde wird vor allen der Sprachunterricht im Vordergrund stehen. Man müsse aber erst einmal sehen, wer kommt.
Erste Einrichtung in Immenstaad
Neun Städte und Gemeinden im Bodenseekreis haben bereits Gemeinschaftsunterkünfte. Für Immenstaad ist es die Erste. Vor einer Notunterkunft ist die mehr als 6000 Einwohner zählende Gemeinde bisher verschont geblieben. Aus Solidarität mit dem Landkreis und anderen Kommunen, in denen bereits Zelte und Hallen belegt sind, hat der Immenstaader Gemeinderat seine Bereitschaft erklärt, die Linzgauhalle vorübergehend zur Verfügung zu stellen. Zum Glück musste der Landkreis darauf nicht zurückgreifen. "Die Hennensuppe und andere Fasnetsveranstaltungen wären das kleinste Problem", sagt Hauptamtsleiter Michael Haase. Die Linzgauhalle werde regelmäßig für den Schulsport, den Vereinssport und als Mensa für die Ganztagsschule verwendet, und dafür gebe es nur bedingt Ausweichmöglichkeiten.
Im Zuge der Anschlussunterbringung leben bereits 14 Asylbewerber in der Gemeinde, unter anderem im Bürgerhauses. Es handelt sich dabei um Familien und Einzelpersonen, deren Asylantrag läuft beziehungsweise bewilligt ist und die ein Bleiberecht haben. Falls sie auf dem freien Wohnungsmarkt keine Wohnung finden, ist die Gemeinde verpflichtet, sie unterzubringen.
Weil der Bedarf dafür wächst und die Menschen nur vorübergehend in den Gemeinschaftsunterkünften bleiben sollen, schafft die Gemeinde 24 weitere Plätze für die Anschlussunterbringung im Gewerbegebiet Bürglen. Die Fundamente liegen bereits. Bis voraussichtlich Februar 2016 stehen die Wohncontainer und können bezogen werden.