Eine kurzweilige Zeitreise in den Barock erlebten gut 300 Konzerthausbesucher am Freitagabend. Kongeniale "Reiseleiter" waren die "Camerata Bohemica Prag", deren Dirigent Gudni A. Emilsson und der Trompetenvirtuose Reinhold Friedrich.
Sechs Werke aus dem 18. Jahrhundert standen auf dem Programm: neben einer Ouvertüre zwei Trompetenkonzerte und drei Concerti grossi.
Vor fast 280 Jahren war Händels dramatischer Dreiakter "Atalanta" in London uraufgeführt worden. Die dreiteilige Ouvertüre hat bis heute nichts an selbstsicherer Strahlkraft und überzeugender Tonalität verloren.
Noch ein paar Jahre älter ist das als "Weihnachtskonzert" bekannte Concerto grosso C-Dur des Florentiners Francesco Manfredi. Auch hier gefiel das 13-köfige Ensemble mit fein ausgearbeiteter Melodik und gelungenen Laut-Leise-Effekten. Lediglich das – von der Musikhochschule ausgeliehene – Cembalo hätte etwas kräftiger klingen dürfen.
Wahrlich "grosso" ist "La Follia", ein Concerto, das Francesco Geminiani anno 1727 veröffentlich hatte. Der Urheberrechtsschutz war damals noch nicht gesetzlich verankert: Der Corelli-Schüler bediente sich ungeniert bei einem Opus seines Meisters, um die umfangreiche "Follia" zu gestalten.
Zehn der Sätze erklangen am Freitagabend: zart und dezent das erste Adagio, wie ein Frage- und Antwortspiel zwischen der ersten Geige (Daniela Souckova) und dem ersten Cello (Tomàs Strasil) das folgende Allegro. Dem anmutigen fünften Satz folgte ein schwermütiges Adagio. Bittersüß wirkte der vorletzte Satz, keckes Pizzicato bestimmte das letzte Allegro.
Mit seiner barocken Piccolo-Trompete verzauberte Reinhold Friedrich bei Giuseppe Tartinis in D-Dur gehaltenem Trompetenkonzert die Zuhörer. Grandios und glänzend das Allegro moderato, besinnlich das Andante und vergnügt das Allegro grazioso mit der schwierigen Kadenz und den verblüffenden Tonfolgen. Zackig dirigierte Gudni A. Emisson das Werk, Der gebürtige Isländer hatte von 1986 bis 1994 in Trossingen studiert und ist seither weltweit gefragter Dirigent. In den letzten zehn Jahren hat er das 90-köpfige Thailand Philharmonic Orchestra aufgebaut.
Mit einem weiteren "Weihnachtskonzert" begann der zweite Teil des Abends: Arcangelo Corellis Opus 6 in g-Moll mit den rasch wechselnden Emotionen. Den Streichern und den Basso continuo-Spielern gelangen diese Umstellungen scheinbar mühelos: vom getragenen Grave in ein aufgeregtes Allegro, vom nachdenklich-sonoren Adagio in die sanfte Pastorale und schließlich zum gehauchten Endton des Largo.
Als "unmenschlich schwierig zu spielen" gilt Franz Xaver Richters Trompetenkonzert in D-Dur. Der aus Weingarten stammende Friedrich, Jahrgang 1958, ist einer der wenigen Trompeter, die das Werk live spielen. Im Konzertsaal wurde sein mal himmelstürmender, mal fein ziselierter Vortrag mit langanhaltendem Beifall belohnt. Als Dank dafür gab der Trompeter einen Satz aus Giuseppe Torellis 325 Jahre alten Sonate in G als Zugabe.