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Mozart-Freund lebte in Diepoldshofen

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Mozart war sicher nie in Diepoldshofen. Dennoch gibt es Verbindungen zwischen dem Komponisten und der Leutkircher Ortschaft. Sehr persönliche und enge sogar, auch wenn heute kaum jemand (mehr) davon weiß. Abbé Bullinger nämlich, ein guter Freund und Vertrauter Mozarts, war von 1803 bis zu seinem Tod im Jahr 1810 Pfarrer in Diepoldshofen. Malerin Dorothea Schrade lebt seit zehn Jahren im ehemaligen Diepoldshofener Pfarrhaus und ist von diesen Zusammenhängen "total begeistert", wie sie sagt. Im März kommenden Jahres will sie ein großes Fest zu Ehren Mozarts und Bullingers veranstalten, die Vorbereitungen dafür sind bereits angelaufen.

Spuren in Diepoldshofen gibt es keine mehr. Obwohl Abbé Bullinger auf dem dortigen Friedhof begraben sein muss: Kein Grabstein, keine Tafel, die an den einstigen Ortsgeistlichen erinnert. Schade, findet Dorothea Schrade, denn der Mann wäre es durchaus wert, dass man sich an ihn erinnert.

Geboren 1744 auf der Ostalb, war der Theologe Franz Joseph Johann Nepomuk Bullinger, genannt Abbé Bullinger, von 1776 an Erzieher und Hofmeister des Grafen Leopold Ferdinand von Arco. An dessen Salzburger Fürstenhof hat er die Familie Mozart kennengelernt, wie Dorothea Schrade erzählt. "Er war Bratschist, man hat zusammen musiziert und auch Karten gespielt."

Brief an Mozarts Vater ist erhalten geblieben

Bullinger hat wohl zudem die Reise von Wolfgang Amadeus Mozart nach Paris im Jahr 1777 mitfinanziert, die erste, die "Wolferl" ohne Vater Leopold unternahm, und ihn unterwegs begleitet. Das Verhältnis der beiden muss ein enges gewesen sein: Immerhin bat Mozart seinen Freund, den Vater vom Tod der Mutter in Paris im Juli 1778 zu unterrichten. Dieser Brief ist ebenso erhalten wie Mozarts Dankadresse an Bullinger.

Um 1824 hat Abbé Bullinger Salzburg in Richtung München verlassen, ehe er für ein Vierteljahrhundert ins Allgäu kam. 18 Jahre war er zunächst Hofmeister auf Schloß Zeil und hat dort als Erzieher der Kinder gewirkt. 1803 erhielt er schließlich die Patronatspfarre in Diepoldshofen, wo er bis zu seinem Tod 1810 als Seelsorger wirkte. "1802 ist das Haus zum Pfarrhaus hergerichtet worden", hat Dorothea Schrade herausgefunden. "Zuvor war es Zeilsches Amtshaus."

Um den einstigen Pfarrer und dessen Beziehungen zum Musikgenie Mozart wieder ins Bewusstsein der Ortschaft zu rufen, schmiedet die Malerin große Pläne. So sollen nicht nur Tafeln am ehemaligen Pfarrhaus und auf dem Friedhof an Bullinger erinnern. Am Sonntag, 13. März, wird es in Diepoldshofen ein "Riesenfest" geben, das bereits jetzt von einem zehnköpfigen Festausschuss vorbereitet wird. Jetzt sucht Schrade noch "nach Leuten, die ich befeuern kann". Und, nicht zuletzt, nach Sponsoren.

Beginnen soll der Festtag um 14 Uhr in der Diepoldshofener Kirche: Chöre aus dem Umgebung und Solisten werden ein Mozart-Orgelvorspiel und das Mozart-Requiem zu Gehör bringen, eine Festrede wird sich mit den geschichtlichen Bezügen beschäftigen.

Nach dem Weg zum Friedhof, auf dem eine Gedenktafel enthüllt werden soll, ist ein Empfang mit Kaffee und Kuchen im ehemaligen Pfarrhaus geplant. Diepoldshofener Bürger, so schwebt es Dorothea Schrade vor, werden dann in verteilten Rollen Mozartbriefe in Zusammenhang mit Bullinger lesen.

Bei Tänzen aus Don Giovanni in historischen Kostümen soll die Zeit Mozarts lebendig werden, ehe "Harmonien", kurze Stücke für Blechbläser, für den Abschluss des etwa fünfstündigen Programms sorgen werden.

Geplant ist ein Gesamtkunstwerk

Parallel dazu wird in Schrades Galerie im Diepoldshofener Adler "viva, viva la musica" zu sehen sein, eine Ausstellung mit Arbeiten zeitgenössicher Künstlerinnen und Künstler. "Es gibt also ein Gesamtkunstwerk", freut sich Dorothea Schrade. "Da ist Musik drin, Tanz und Malerei – das wird eine tolle Sache."


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