Ein Rentner hat bei Überlingen 27 geparkte Autos zerkratzt und sich in sieben Fällen des Betrugs schuldig gemacht hat. Das Urteil und seine Begründung.
Weil er in einem Wohngebiet in der Region Überlingen 27 geparkte Autos zerkratzt und sich zusätzlich in sieben Fällen des Betrugs schuldig gemacht hat, kommt zu den 30 Eintragungen im Strafregister eines 73-jährigen Rentners jetzt eine weitere dazu.
Nach zweitägiger Verhandlung verurteilte das Schöffengericht am Amtsgericht Konstanz den inzwischen im Kreis Sigmaringen lebenden Witwer zu einem Jahr Haft auf Bewährung. Neben der Auflage, 100 Stunden gemeinnützige Arbeit abzuleisten, verpflichtete man ihn, sich einer Psychotherapie zu unterziehen.
Ab Sommer 2013 bis ins Frühjahr 2014 ließ der Rentner, der damals in der Wohnung seiner schwer erkrankten, geschiedenen Frau lebte, um sie zu pflegen, seinen Frust über Parkplatznot und seine eigene finanzielle Notsituation an den geparkten Fahrzeugen der Nachbarn aus. Diese hatten sich nämlich dagegen gewehrt, dass er seinen 20 Jahre alten, klapprigen Mercedes auf ihren Garagenvorplätzen parkte.
Der Rentner war davon ausgegangen, dass er das Recht dazu hatte, auch auf anderer Leute Grundstück zu parken. Ähnliche Wahrnehmungsverzerrungen waren bereits bei der Schilderung seines Lebenslaufs aufgefallen. Über sein Leben und seinen Werdegang fabulierte er so, wie er sich eigentlich gerne gesehen hätte, und ließ die Wahrheit außen vor. Von seinen falschen Angaben wich er auch nicht ab, als das Gericht ihm "schwarz auf weiß" die Wahrheit präsentierte. Er stellte sich als erfolgreichen und umtriebigen Familienvater dar und verschwieg, dass er eigentlich meistens woanders war als seine Kinder. Die zahlreichen Vorstrafen, drei Gefängnisaufenthalte und die Inanspruchnahme staatlicher Unterstützung verschwieg er.
Die Beschädigungen, die er mit einem dicken Nagel in den Lack der zum Teil hochwertigen Limousinen kratzte, stritt er so lange ab, bis das Gericht ihm mit Aufnahmen einer Überwachungskamera das Gegenteil beweisen konnte. Dazu führte man die Video-Sequenzen im Gerichtssaal vor. Auf einer davon war deutlich zu sehen und zu hören, wie er sich für eine Beschwerde eines Nachbarn rächte, der ihm das Parken auf seinem Garagenvorplatz verboten hatte. In dunkler Nacht näherte sich der 73-Jährige dem Jaguar, betrachtete ihn kurz und murmelte: "Das ist der A…". Dann kratzte er deutlich hörbar einen zentimeterlangen Strich in den Lack.
Nach der Vorführung weiterer Videos und nach den Aussagen von zahlreichen Zeugen hielt das Gericht 17 Sachbeschädigungen für erwiesen und stellte die restlichen zehn Verfahren ein. Auch ,dass er trotz fehlender Finanzen einen Anwalt und eine Autowerkstatt beauftragt hatte, dann aber die Rechnungen in Höhe von insgesamt rund 4500 Euro nicht bezahlt hatte, konnte ihm nachgewiesen werden.
Ein psychiatrischer Sachverständiger hielt den Rentner für voll schuldfähig, empfahl aber als Vorbeugung gegen weitere Straffälligkeit eine Therapie.