Der Alltag der Flüchtlinge, die in der Kaserne untergebracht sind, ist oft langweilig und trist. Dem möchte die Ortsgruppe Gutenstein des Schwäbischen Albvereins etwas entgegensetzen und bietet daher geführte Wanderungen an. Sie wurden bisher gut angenommen, auch von Familien mit Kindern. Bereits elf solcher Wanderungen gab es – und jedes Mal nahmen zwischen fünf und 50 Flüchtlinge daran teil.
Von der Kaserne aus geht es meist ins Bittelschießer Täle, an der Lauchert entlang und zur Ruine Hornstein. Mit Begeisterung läuft Matleen aus Afghanistan mit: "Ich bin sehr gerne in der Natur, man lernt auch noch deutsche Wörter und Sätze." Die pensionierte Lehrerin Monika Fechter, die die Flüchtlinge auf verschiedene Weise unterstützt, Ortsgruppenchef Wolfgang Grandy und Wanderführer Werner Bohnert führen die Wanderungen. Naim Imeri, der Sigmaringer Ansprechpartner der Firma European Homecare, lässt den Aushang, der in Deutsch und Englisch geschrieben ist, ins Arabische übersetzen.
Bei jeder Wanderung werden Wörter und Sätze gelernt, meist auf spielerische Art und Weise. Mal sind es Bäume und Pflanzen oder Tiere, mal Wochentage, Körperteile oder Zahlen. Die Wörter und Begriffe stehen auf einem Blatt, das jeder Teilnehmer erhält. Sie verständigen sich auf Englisch, mit Händen und Füßen. "Es sind alle sehr interessiert", sagt Wolfgang Grandy. "Sie sind neugierig und stellen auch Fragen."
Einer der Teilnehmer ist Mohammed aus Syrien, der erst ein paar Tage in Sigmaringen ist. Er erkundigt sich nach dem Hochsitz und nach Tieren, die gejagt werden. Sein Bruder Akram will die Namen der Bäume wissen. Auch der Iraner Chano und seine Frau Fateme finden den Tag sehr interessant. In Pappbechern wird Tee gereicht, zur Stärkung gibt es Kekse. "Man muss die Leute näher kennenlernen, man muss mit ihnen zu tun haben, um ein Urteil über sie abgeben zu können", sagt Fechter.
