Trotz heftiger Diskussionen im Pfarrgemeinderat Ende November hat der Stiftungsrat der Seelsorgeeinheit Oberer Linzgau den Plan zur Finanzierung des neuen Kolpinghauses verabschiedet. Wie es weitergeht, hängt von der Erzdiözese Freiburg ab. "Diese beschließt grundsätzlich über die Finanzen und muss dem Plan noch zustimmen", sagt Ulrike Mewes, stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrats. Auf finanzielle Unterstützung aus Denkingen, Illmensee und Zell kann die Pfullendorfer Pfarrei St. Jakobus jedenfalls kaum hoffen.
Bei der Sitzung des gemeinsamen Pfarrgemeinderats der Seelsorgeeinheit am 25. November hatten die Pfullendorfer um finanzielle Unterstützung für den geplanten Neubau gebeten – und waren dabei zum Teil auf heftigen Widerstand aus den drei kleineren Pfarreien gestoßen. Dass es beispielsweise Geld aus Denkingen gibt, ist auch drei Wochen nach der turbulenten Sitzung eher unwahrscheinlich. "Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht in anderer Weise einbringen", sagt Pfarrgemeinderätin Sonja Vogler. Wie genau, wolle der Denkinger Pfarrgemeinderat noch besprechen.
Illmensee will günstigere Lösung
Die Pfarrei Illmensee verfügt nur über zweckgebundene Rücklagen und will sich gegebenenfalls mit Eigenleistungen am Kolpinghaus beteiligen. "Wir sind nicht grundsätzlich gegen das Kolpinghaus, würden uns aber eine günstigere Lösung wünschen. Deshalb muss das Gebäude ja nicht unbedingt kleiner ausfallen", sagt Waltraud Scholl, Pfarrgemeinderätin aus Illmensee. "Die Pfarrei Zell will zwar einen Zuschuss zahlen, bittet aber darum, das Geld nur zu verwenden, wenn es nicht anders geht", sagt Ulrike Mewes.
Insgesamt belaufen sich die Baukosten auf 2,2 Millionen Euro. Wie viel davon die Pfarrei übernehmen muss, hängt zum Großteil von der Beteiligung der Erzdiözese Freiburg ab. "Diese übernimmt zwischen 20 und 30 Prozent", sagt Ulrike Mewes. Gut die Hälfte der Gesamtkosten will die Pfarrei St. Jakobus aus Rücklagen, zweckgebundenen Spenden und dem Erlös aus einem Grundstücksverkauf stemmen. Der Rest soll über einen Kredit finanziert werden.
Bei allen Diskussionen über das Kolpinghaus betonen die Beteiligten, dass die Seelsorgeeinheit als Ganze funktioniert. "Dass jeder gesagt hat, was er denkt, heißt ja nicht, dass wir uns nicht mehr angucken", sagt Ulrike Mewes. "Wir sind nach der Pfarrgemeinderatssitzung auch noch gemeinsam eingekehrt."
Ähnlich äußert sich Waltraud Scholl. "Unsere Gemeinde hat mit der Seelsorgeeinheit kein Problem", sagt sie. "Jeder hat ein Einsehen, dass es nicht anders geht." Für viele Mitglieder der im April neu gewählten Pfarrgemeinderäte sei das Kolpinghaus einfach ein neues Thema. "Es sind viele dabei, die sich damit noch nie befasst haben – und nie befassen mussten", sagt Scholl.
Bedarf ist unbestritten
Auch Sonja Vogler betont, dass der gemeinsame Pfarrgemeinderat eigentlich gut zusammenarbeitet. "Jetzt ist es halt zum ersten Mal etwas knackig geworden", sagt sie. Die Denkinger Pfarrgemeinderäte seien im Vorfeld der Sitzung am 25. November einfach nicht gut genug informiert worden. "Wir haben versprochen, dass unser Geld in Denkingen bleibt", sagt Vogler. "Damit tragen wir Verantwortung den Denkingern gegenüber – auch, wenn wir jetzt ein gemeinsamer großer Pfarrgemeinderat sind." Das stelle die Notwendigkeit eines Kolpinghaus-Neubaus aber keinesfalls in Frage. "Das Gemeindezentrum ist nötig. Es ist unbestritten, dass da etwas passieren muss – und der Bedarf ist auch da", sagt Sonja Vogler.
Das bestehende Kolpinghaus soll vor allem wegen Problemen mit der Statik im Frühjahr abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Einen genauen Zeitplan gibt es bislang noch nicht, allerdings werden die Bauarbeiten voraussichtlich anderthalb Jahre andauern. Veranstaltungen und Treffen verschiedener Gruppen müssen in diesem Zeitraum vorübergehend an andere Orte verlegt werden.